Schulische Grundbildung für alle Kinder

Als Hauptziel des Projektes soll allen in der Region lebenden Kindern, und zwar unabhängig von ihrer Stammes- oder Religionszugehörigkeit, der Zugang zu einer schulischen Grundbildung ermöglicht werden. Dabei wird streng darauf geachtet, dass exakt 50% der Klassen aus Mädchen bestehen. Die obligatorische Mindestschulzeit beträgt im nigerianischen Schulsystem neun Jahre und besteht aus sechs Jahren Primarschule und den drei Jahren der Grundstufe der Sekundarschule (Junior Secondary School, Klassen JSS1 bis JSS3). Anschliessend folgt die nicht obligatorische, weiterführende Sekundarschule (Senior Secondary School, SSS1 bis SSS3), deren Abschluss landesweit zur Teilnahme an den Aufnahmeprüfungen für Hochschulen berechtigt. Im Schulsystem der Schweiz ist die Senior Secondary School wohl am ehesten mit dem Gymnasium vergleichbar.

Anfang 2014 wurden die beiden neuen Sekundarschulgebäude mit insgesamt sechs Klassen, einem Labor, einem Schüllerraum, einem Lehrerzimmer und einem Büro für den Schulleiter fertig gestellt (Bilder dazu im Fotoalbum 2013 und im Photo Diary 2013 und 2014). Die drei Klassen der Junior Secondary School können nun im einen, die drei Klassen der Senior Secondary School im anderen Schulgebäude untergebracht werden. Die frei gewordenen Klassenzimmer in den alten Gebäuden, die nun zusammen die Primarschule der NPS bilden, bieten seither genug Platz für Parallelklassen auf allen Primarstufen, wodurch mehr Kinder an die Schule aufgenommen werden können. Die Najude Pioneer School kann somit neben der Primarstufe auch alle Klassen der Sekundarschule anbieten, und alle Schüler haben die Möglichkeit, einen Sekundarschuleabschluss zu machen und anschliessend zu den Hochschulaufnahmeprüfungen anzutreten, wenn sie das wollen. Dabei steht es aber jedem Schüler frei, die weiterführende Senior Secondary School zu besuchen oder die schulische Karriere nach dem Absolvieren der Mindestschulzeit mit einer soliden Grundbildung im Sack zu beenden.


Hochschulstipendien

Nach ihrem Sekundarschulabschluss an der NPS profitieren jeweils zwei bis drei Schüler pro Jahrgang von Stipendien, um die Hochschule oder die Pädagogische Hochschule in Zaria besuchen zu können. Seit Herbst 2013 besucht ein ehemaliger Schüler der NPS die Ahmadu Bello University in Zaria, wo er "Agricultural Engineering" studiert. Sechs weitere ehemalige Schüler absolvieren seit Herbst 2012 eine Lehrerausbildung am Federal College of Education (FCE, entspricht den Pädagogischen Hochschulen in der Schweiz) ebenfalls in Zaria. Wenn sie diese im Jahr 2015 abschliessen, werden einige von ihnen als Lehrer an die Najude Pioneer School zurückkehren, womit sich ein Kreis schliessen wird. Auch in Zukunft soll jedes Jahr mindestens ein Student oder eine Studentin bei der Lehrerausbildung unterstützt werden, um einen stetigen Nachfluss von qualifizierten Lehrern sicherzustellen. Neben den Hochschulstipendien wird auch versucht, handwerklich begabten Schülern nach ihrem Abschluss an der NPS Lehrstellen bei Zimmermännern, Maurern, Spenglern und Elektroinstallateuren in Zaria zu vermitteln.


Alltagstauglichkeit und praktische Fertigkeiten

Es ist keinesfalls das Ziel des Projektes, alle oder auch nur möglichst viele Schüler an eine Hochschule zu schicken. Das grundlegende Ziel ist und bleibt ganz klar, möglichst vielen Kindern eine möglichst solide und alltagstaugliche schulische Grundbildung zu vermitteln. Ein guter Sekundarschulabschluss ermöglicht auf dem Arbeitsmarkt auch so sehr gute Chancen. Und selbst wenn einige der Schüler nur die Grundstufe der Sekundarschule absolvieren oder nach dem Abschluss wie ihre Eltern auf ihren Feldern arbeiten und früh heiraten, ist das in Ordnung. Auch diese jungen Menschen haben die Vorteile einer guten schulischen Bildung kennen gelernt, werden selbst vielleicht fünf und nicht mehr durchschnittlich 12 Kinder zeugen und diesen ebenfalls eine gute schulische Grundbildung ermöglichen. Dies ist ein langsamer Wandel, der über mehrere Generationen hinweg stattfinden wird. Die Ausbildung soll den Schülern vor allem im täglichen Leben von Nutzen sein, indem sie sich z.B. selbstständig über Marktpreise etc. informieren und den Wert ihrer Erzeugnisse berechnen können. Dank dem Konzept der acht verschiedenen school clubs erhalten die Schüler ausserdem ganz gezielt die Möglichkeit, neben der rein schulischen Ausbildung auch praktische Fertigkeiten in Landwirtschaft, Journalismus, Malen und Zeichnen, Schauspielerei und Musik, im Sport und beim Führen eines kleinen Betriebes zu erlernen, die sie nach dem Schulabschluss direkt anwenden können. Die Clubs sind bewusst auch als Alternative für schulisch und akademisch eher schwache Schüler gedacht, deren Begabungen vielleicht in einem anderen Gebiet liegen.


Hilfe zur Selbsthilfe

Die Förderung der Schulbildung ist in der betroffenen Region, wo es den Menschen auch an vielen anderen Dingen fehlt, sicher die sinnvollste Form der Entwicklungszusammenarbeit, da durch diese eine nachhaltige Selbsthilfe erst ermöglicht wird. Die Schule soll den Kindern auch ganz einfach Lust auf die Welt und aufs Leben machen, indem sie ihren Horizont erweitert, ihnen die Perspektivlosigkeit nimmt und neue Ideen und Wege in eine bessere Zukunft aufzeigt. Denn nur eine solide schulische und humanitäre Grundbildung ermöglicht eine Emanzipation von bestehenden Abhängigkeiten und Limitationen und ein Ausbrechen aus ansonsten oftmals vorgezeichneten Lebenswegen, insbesondere auch für die Mädchen und jungen Frauen in einer traditionell geprägten Gesellschaft.