13.01.05

Dies ist der neue Religionslehrer Kabiru Anas mit den vier ersten muslimischen Schülern während einer I.R.K.-Lektion (Islamic Religious Knowledge). Seit meiner Ankunft in Nigeria im September 2003 befand sich kein einziges muslimisches Kind an der Schule, weil die Muslime der Hausa- und Fulanistämme irrtümlicherweise glaubten, dass die Schule nur Kinder der christlichen Maguzawa aufnehme. Da die Najude Pioneer School aber keinerlei missionarischen Charakter hat, sondern allen Kindern der Region offen stehen soll, und um einem Übergreifen von möglichen zukünftigen Religionskonflikten auf die Schule vorzubeugen, habe ich mich mit dem Imam der islamischen Gemeinde im Nachbardorf Kuya getroffen. Er hat sich sehr über meine Initiative gefreut und informierte nach unserem Gespräch seine Gemeinde, dass auch muslimische Kinder an der Schule willkommen sind. Der Imam selbst ging mit gutem Beispiel voran und schickte gleich drei seiner Kinder, zwei Mädchen und einen Jungen, an die NPS. 

Kabiru Anas unterrichtet nun die muslimischen Schüler in I.R.K., während die christlichen Schüler in C.R.K. (Christian Religious Knowledge, entspricht in etwa dem Fach Biblische Geschichte) unterrichtet werden. Ausser im Religionsunterricht bilden die muslimischen und christlichen Kinder in allen Fächern gemischte Klassen. Die dadurch entstehende soziale und geistige Aufgeschlossenheit und Toleranz ist sowohl für ihre persönliche Entwicklung als auch für diejenige der ganzen Region ein grosses Kapital. Der Imam freut sich sehr über die Fortschritte seiner Kinder und hat der Schule bereits mehrmals Besuche abgestattet.

Unter den inzwischen bereits zehn muslimischen Schülern gibt es auch solche aus der Bevölkerungsgruppe der Fulani. Die vorerst einzigen muslimischen Mädchen an der Schule sind die zwei Töchter des Imams. Wir versuchen die Fulani-Väter davon zu überzeugen, neben ihren Söhnen auch ihre Töchter zur Schule zu schicken, die leider auch heute noch regelmässig sehr jung verheiratet werden. Dieser Brauch lässt sich aber nicht einfach von heute auf morgen aus der Welt schaffen.


28.01.05

Einmal jährlich werden mit den Schülern der Mittelstufe Exkursionen durchgeführt. An jenem Tag besuchten wir den Zoo in Jos, der Hauptstadt des Plateau State, wo die Schüler unter anderem mitverfolgen konnten, wie eine Löwin im Gehege eine lebende Ziege riss und an ihre zwei Jungen verfütterte. 


10.02.05

Dies ist die Wandtafel im Klassenzimmer der 5. Klasse im neusten, mittlerweile dritten Schulgebäude, in welchem auch die 6. Klasse und ein Lehrerzimmer untergebracht sind. Auf der linken Seite der Wandtafel sind die englischen Relativsätze in der Hausa-Übersetzung aufgeschrieben, um den Schülern das Verständnis zu erleichtern. Vor meiner Ankunft hatten die Lehrer auch in der Unterstufe nur auf Englisch unterrichtet. Ich habe dann eingeführt, dass die Schüler in der Unterstufe zuerst in ihrer Muttersprache Hausa lesen und schreiben lernen.


23.03.05

Die Lehrer korrigieren im Lehrerzimmer die jeweils am Ende jedes Trimesters stattfindenden Prüfungen und erstellen die Zeugnisse. Diese müssen zukünftig nicht mehr in der Stadt getippt und gedruckt werden, weil die Schule nun über einen eigenen Laptop und einen Drucker verfügt, die mit dem neuen Benzingenerator betrieben werden können. Die Schulleiterin sowie der Schulsekretär haben in Zaria einen von der Schule finanzierten Computerkurs besucht und können inzwischen gut mit den Geräten umgehen. Der Laptop kann auch für die Schuladministration und als Informationsquelle verwendet werden.


31.05.05

Diese Schüler aus der 2. Klasse haben ihre Lehmskulpturen im Zeichnungsunterricht angefertigt. Neben den akademischen Lernzielen der Schule wie Schreiben, Lesen, Englisch und Mathematik gibt es auch ganz praktische Ziele, wobei an erster Stelle die Verbesserung von Körperpflege und Hygiene steht: Die Schüler müssen sich zum Beispiel jeden Morgen vor Unterrichtsbeginn die Zähne putzen, wobei die Zahnpasta vom jeweiligen Klassenlehrer abgegeben wird. Ausserdem wird jeden Morgen kontrolliert, ob sich die Kinder zu Hause gründlich gewaschen haben. Alle Kinder der Unterstufe, Knaben wie Mädchen, müssen ihre Haare immer kurz geschnitten tragen, um Flöhe und „ringworm“ (eine ansteckende Pilzinfektion, welche meistens die Kopfhaut befällt) zu vermeiden. Mit diesen und vielen anderen Massnahmen wurde die Hygiene der Kinder stark verbessert. Sie erscheinen deutlich gepflegter und gesünder und beeinflussen mit ihrem Verhalten auch die Gewohnheiten bei sich zu Hause.

In der Mittelstufe wird ausserdem das Fach „home economics“ unterrichtet, wo die Schüler Nähen und Kochen lernen. Und schliesslich gibt es das Fach „agricultural studies“, also Landwirtschaftslehre, denn praktisch alle Menschen in der Region leben ausschliesslich von der Subsistenzwirtschaft. Die oben genannten Fächer helfen den Kindern im täglichen Leben und sollen sie auf die praktischen Aspekte ihres Lebens vorbereiten. Mit ihrer schulischen Ausbildung sollen die Kinder aber eben auch andere Berufe als den des Kleinbauers ergreifen können, wenn sie das wollen.


01.06.05

Das Lehrerquartier. Mittlerweile wurden hier ein neues Haus für die beiden neuen Lehrer, eine Küche und ein WC gebaut, ausserdem wurden alle Gebäude mit einer gemeinsamen Mauer umfasst, welche sie vom Schulhof abtrennt und in der Nacht einen gewissen Schutz vor Einbrechern bietet. In der Schule wurde ebenfalls ein Toilettenhäuschen mit je einem WC für die Mädchen und für die Knaben gebaut, ausserdem gibt es nun einen grossen Fussballplatz. 


01.06.05

Die drei Schulgebäude und das von einem lokalen Künstler gemalte Schulbild. Die Dorfbewohner und die Schüler können die Kinder auf dem Bild alle erkennen. Unter dem Schulnamen hat der Maler das Schulmotto angebracht: „Education: Future of Our Children - Our Children: Future of Mankind“. Im Vordergrund sind die jungen Mangobäume zu sehen, die wir auf dem gesamten Schulareal und im Lehrerquartier angepflanzt haben, damit sie in zehn Jahren einmal Schatten spenden werden.


09.06.05

Dies ist die Hebamme Mrs. Akanwa aus Zaria, welche die älteren Schüler gerade in Sexualkunde unterrichtet. Dieser Aufklärungskurs wurde durchgeführt, weil eine Schülerin schwanger geworden war. Sie war damals 14 und wusste wenig über Verhütung und die möglichen Folgen von Geschlechtsverkehr. Ebenso wie alle anderen Maguzawa-Kinder war sie zu Hause nie aufgeklärt worden, da dies schlicht nicht üblich ist. Die Schülerin musste in der Folge den Vater des Kindes heiraten. Dieser wohnt in einem weit entfernten Dorf, weshalb sie die Schule seither nicht mehr besuchen kann.

Um dies in Zukunft möglichst zu verhindern, suchte ich eine erfahrene Hebamme oder Krankenschwester, welche mit den Schülern einen Aufklärungskurs durchführt. Mrs. Akanwa hat damit grosse Erfahrung, da sie bereits an vielen anderen Schulen in Zaria unterrichtet hat. Während eines halben Morgens klärte sie die Schüler zusammen mit einer Mitarbeiterin professionell und entspannt auf. Die Kinder waren sehr interessiert und stellten viele Fragen. Mrs. Akanwa wird von nun an jedes Jahr an die NPS kommen. Sie wird in Zukunft auch einen Kurs für die Frauen der umliegenden Dörfer anbieten, wo sie diese unter anderem über die Anwendung von Kondomen und anderen Verhütungsmitteln aufklären wird. Ausserdem kann sie den Frauen zeigen, wie man ein Baby richtig stillt, wäscht und es vor einer Malariainfektion schützen kann. Viele Kleinkinder sterben aufgrund von Durchfallerkrankungen, die häufig auf ungenügende hygienische Verhältnisse zurückzuführen sind.


30.06.05

Die hier noch nicht fertig gestellte Küche wurde von lokalen Arbeitern aus dem Nachbardorf Kuya gebaut. Die Küche hat das Leben der Lehrer und ihrer Familien sehr erleichtert, da sie ihre Mahlzeiten früher im Freien auf offenem Feuer zubereiteten. Während den Regenmonaten war dies bei starken Regenfällen unmöglich, und während der Trockenzeit mit den starken Harmattan-Winden war es auch gefährlich, da diese die Glut der Feuerstellen jeweils im ganzen Lehrerquartier verteilten.


14.07.05

Dies ist ein sehr schönes und auch symbolisches Bild, weil es zeigt, dass christliche und muslimische Kinder problemlos zusammen zur Schule gehen und Freunde werden können. Es ist auch ein Bild der Hoffnung für die Zukunft Nigerias, die entscheidend davon abhängt, wie sich das Verhältnis zwischen den beiden Religionen entwickelt. Das Mädchen in der Mitte heisst Queen Samaila und kommt aus einem christlichen Elternhaus. Die zwei anderen Mädchen sind die erwähnten Töchter des Imams und heissen Saudatu und Zahara’u Aliyu.


05.09.05

Erste Woche des neuen Schuljahres 2005/06. Der Klassenlehrer Sylvester Gomiyar und seine Erstklässler in ihren neuen Uniformen.


07.09.05

Wir haben Strom! An jenem Tag waren endlich alle Gebäude fertig verkabelt, und der Generator wurde zum ersten Mal in Betrieb genommen. Auf diesem Bild ist die Glühbirne vor dem Lehrerzimmer zu sehen. Es gibt nun in allen Wohnungen des Lehrerquartiers Glühbirnen und Steckdosen, damit die Lehrer ihre Handys aufladen und Radio hören können. Im Lehrerzimmer gibt es ebenfalls eine Glühbirne und Steckdosen, wodurch die Lehrer nun auch abends arbeiten können. Ausserdem wurden alle Klassenzimmer mit jeweils einer Steckdose ausgerüstet, wo der Laptop und der Drucker, der Schulfernseher oder der Ghettoblaster angeschlossen werden können.


08.09.05

Dies war die letzte Vollversammlung der PTA („parent-teacher association“, entspricht in etwa der Schulpflege in der Schweiz) vor meiner Abreise. Seit meiner Rückkehr in die Schweiz bin ich sowohl mit den PTA-Verantwortlichen als auch mit der Schulleiterin und den Lehrern regelmässig in telefonischem Kontakt.


09.09.05

Das ist das Lehrerteam mit dem neu angeschafften Schulgenerator. Da Unguwar Najude nicht an das Stromnetz angeschlossen ist, können der Laptop und der Drucker sowie die anderen elektrischen Geräte nur durch diesen Benzingenerator mit Strom versorgt werden.


09.09.05

Hier sind der neue Schulfernseher, der Videorecorder, der DVD-Player und der Ghettoblaster zu sehen. Alle Geräte sind natürlich in erster Linie für den Unterricht gedacht, wo sie eingesetzt werden können, um Dokumentar- oder Lehrfilme zu zeigen oder um Englisch-CDs abzuspielen. Der Fernseher kann von den Lehrern aber auch im Lehrerquartier benutzt werden.


11.09.05

Dies ist eine der beiden Finalmannschaften während eines schulinternen Fussballturniers auf dem neuen Fussballplatz. Wie im nigerianischen Schulsystem üblich, werden alle Erstklässler an ihrem ersten Schultag in eines von vier so genannten „houses“ aufgenommen. Unabhängig von der Klasse, die sie gerade besuchen, bleiben sie dann während ihrer gesamten Schulkarriere Mitglieder dieses „house“. Alle „houses“ besitzen eine charakteristische Farbe und ihre Fussballmannschaften dazu passende Trikots, welche mit den jeweiligen Namen bedruckt sind. Die Mannschaft auf dem Foto gehört zum Beispiel zum „Najude House“. Es verleiht einem Fussballmatch natürlich einiges mehr an Attraktivität, wenn die Spieler in solchen Trikots auflaufen.


15.09.05

Hier bin ich auf einen Baum neben dem Lehrerquartier geklettert, um die gesamte Schule fotografieren zu können.