01.08.08

Es ist ein wichtiger Teil der Schulphilosophie, die Lehrer wo immer möglich bei Weiterbildungen und Kursen zu unterstützen. Es war in diesem Sinne auch schon lange eines meiner Ziele, sie einmal mit einem Schweizer Berufskollegen zusammenzubringen, weil sie davon sehr profitieren würden. Leider gestaltete sich die Suche nach einer solch abenteuerlustigen Schweizer Lehrperson als unerwartet schwierig, doch schliesslich hat es geklappt: Bei meiner diesjährigen Reise nach Nigeria begleitete mich mein Freund Remo Rüppel, der auf diesem Bild zu sehen ist.

Remo war zu diesem Zeitpunkt Student an der Pädagogischen Hochschule Zürich und befand sich kurz vor dem Abschluss seiner Ausbildung zum Sekundarlehrer. Für das Fach Englisch musste er im Rahmen eines so genannten „assistant teachership“ noch ein einmonatiges Praktikum an einer Sekundarschule in einem englischsprachigen Land absolvieren. Weil sie alle Kriterien erfüllt, kam dafür auch die Najude Pioneer School in Frage. Einen Lehrer zu finden, der in der Schweiz eine Auszeit nimmt, um einige Monate oder sogar ein Jahr an der NPS zu arbeiten, ist auch deshalb schwierig, weil er natürlich viel weniger verdienen würde als in der Schweiz. Beim Praktikum verdienen die PH-Studenten hingegen sowieso nichts, weshalb es perfekt dazu geeignet ist, auch in Zukunft regelmässig angehende Schweizer Lehrer an die NPS zu holen. Die Pädagogisch Hochschule Zürich überweist im Gegenteil jeweils 600.- an die Gastschule.

Für Remo waren diese vier Wochen eine einmalige Erfahrung: Er hat viel mehr bewegen können als dies an einer englischen oder australischen Schule möglich gewesen wäre. Remo war aber auch für uns ein Glücksfall. Er ist der beste Lehrer, den ich mir vorstellen kann, und war während der gesamten vier Wochen seines Aufenthaltes mit einer unglaublichen Energie und Freude an der Arbeit. Wir hoffen nach dieser für beide Seiten sehr erfolgreichen Premiere, dass in Zukunft noch mehr interessierte Studenten an der NPS ihr Praktikum absolvieren werden. Die Schüler und Lehrer könnten so regelmässig von der guten Ausbildung von angehenden Schweizer Lehrern profitieren, ohne dass die Lohnproblematik zum Thema wird oder sonstige Kosten entstehen, da die Studenten gemäss den Richtlinien der Pädagogischen Hochschule für den Flug und ihre Verpflegung selbst aufkommen müssen.

Remo schrieb nach seiner Rückkehr in die Schweiz einen Artikel über seinen Einsatz, welcher in der PHZH-Zeitschrift „ph akzente“ erschienen ist. Dieses Heft liegt jeweils in allen Lehrerzimmern des Kantons Zürich auf. Unsere Hoffung ist, auf diese Weise auch ältere Lehrer für einen Einsatz zu interessieren, zum Beispiel auch solche, die kurz vor der Pensionierung stehen und sich danach noch einmal einer neuen Herausforderung stellen wollen. Mit etwas Glück lässt sich so auch jemand finden, der sich einen längeren Einsatz vorstellen könnte.


01.08.08

In den zwei ersten Wochen seines Praktikums hat Remo in allen acht Klassen gemeinsam mit den jeweiligen Klassenlehrern einen oder zwei Tage lang verschiedene Fächer unterrichtet. Die Lehrer konnten dabei viel über praktische Unterrichtsmethoden lernen, zum Beispiel wie sie die Schüler von sich aus auf die richtige Antwort kommen lassen, anstatt sie immer gleich selbst zu geben. Remo hat die Lektionen jeweils am Vortag gemeinsam mit den jeweiligen Klassenlehrern vorbereitet, wodurch diese auch gleich lernten, wie man eine Lektion sinnvoll einteilt und gestaltet. Er hat die Lehrer auch selbst unterrichten lassen und ihnen dann in einem kritischen Feedback aufgezeigt, was gut war und was sie wie besser machen können.


04.08.08

Noch wichtiger war aber Remos Lehrerweiterbildungskurs in den zwei folgenden Wochen seines Aufenthaltes an der NPS. Die Kinder befanden sich zu diesem Zeitpunkt bereits in den Ferien. Neben Didaktik und Pädagogik in Theorie und Praxis waren vor allem englische Grammatik und Rechschreibung die zentralen Themen, weil viele der Lehrer auf diesem Gebiet wie die meisten nigerianischen Lehrer trotz ihrer Ausbildung noch lange nicht sattelfest sind. Schweizer Englischlehrer wie Remo sind zwar keine Muttersprachler, verfügen aber über ein umfangreiches theoretisches Wissen in englischer Grammatik, welche in der Ausbildung der nigerianischen Lehrer meist zu kurz kommt. 

Remo hatte viele Grammatikbücher und Übungshefte mitgebracht, von denen die Lehrer auch nach seiner Abreise weiterhin profitieren können. Während den zwei Kurswochen führten die Lehrer ein eigenes Heft, in dem sie die Theorie festhielten und Übungsblätter einklebten. Obwohl die Zeit sehr knapp bemessen war, wurden praktisch alle wichtigen Themen der englischen Grammatik behandelt. Die Lehrer haben in jeder Hinsicht sehr grosse Fortschritte gemacht. Im Laufe ihrer eigenen Ausbildung waren die meisten der didaktischen und pädagogischen Themen nur am Rande oder gar nicht vorgekommen, aber auch die Englischausbildung war alles andere als gut. Deshalb ist es sehr wertvoll, wenn Schweizer Lehrer einen Teil ihrer soliden Ausbildung und ihres Know-hows an die Lehrer der NPS weitergeben können. Die Möglichkeit von solchen regelmässigen Weiterbildungen stellt für die Lehrer eine einmalige Chance dar, was während ihrer Zusammenarbeit mit Remo deutlich spürbar war. Obwohl der Kurs sehr anstrengend war, arbeiteten die Lehrer während der zwei Wochen topmotiviert mit und saugten den Stoff geradezu auf.

Durch Remo, welcher die NPS auch nach seiner Rückkehr in die Schweiz weiter unterstützen will, verfügen wir nun über ein Standbein im schweizerischen Schulsystem. Zum Beispiel will er an seinem zukünftigen Arbeitsort von diesem Projekt erzählen und dort vielleicht erreichen, dass die NPS zur Partnerschule wird und Spendenaktionen durchgeführt werden. Er könnte sich auch vorstellen, einmal für eine längere Zeit an der NPS zu unterrichten. Doch selbst wenn er dies nicht tun wird, kann er das Projekt von der Schweiz aus weiterhin begleiten und uns eine grosse Hilfe sein.


06.08.08

Die Lehrer mussten neben dem theoretischen Unterricht jeweils auch alleine oder in Gruppen Lektionen vorbereiten und halten, wobei die anderen Lehrer in die Rolle der Schüler schlüpften und entsprechende Fragen stellten. Danach gaben sie ein Feedback, und es wurde gemeinsam über Verbesserungsvorschläge diskutiert. Im Fach Englisch gab es zu jedem Thema kleine Tests als Lernkontrollen und am Anfang und Ende des Workshops jeweils eine richtige Prüfung, um die individuellen Fortschritte der Lehrer einschätzen zu können. In Zukunft sollen Lehrer, die sich mit den nun vorhandenen Mitteln selbstständig weiterbilden und messbare Fortschritte erzielen, auch mit Lohnerhöhungen rechnen dürfen. Deshalb wird es diese Prüfungen nun jedes Jahr geben, wobei nicht die absolute Leistung, sondern die individuellen Fortschritte wichtig sind. Die wertvollsten Lehrer, von denen auch die Schüler am meisten profitieren, sind diejenigen, die sich aktiv um eine ständige Verbesserung ihrer Fähigkeiten bemühen. Ohne dabei weniger aktive Lehrer bestrafen zu wollen, sollen solche Anstrengungen auch belohnt werden. Letztlich liegt es auch im Eigeninteresse der Lehrer, sich weiterzubilden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt von Remos Besuch war, den Lehrern der NPS die Wichtigkeit ihres Berufes für die Zukunft ihres Landes vor Augen zu führen. In Nigeria verdienen Lehrer sehr wenig und ihrem Beruf wird in der Gesellschaft ein relativ tiefer Stellenwert beigemessen. Die meisten Lehrer sind junge Leute, die noch keinen anderen Job gefunden haben und immer kurz vor dem Absprung stehen, weshalb es unter den Lehrern keinen Berufsstolz gibt. Umso wichtiger war es für unsere Lehrer und ihr Selbstwertgefühl, von Remo zu hören, wie angesehen der Lehrerberuf in der Schweiz ist und es auch in Nigeria sein sollte.


07.08.08

Dies ist das neue Gebäude der Schülerunterkunft. Hier werden nun die Knaben untergebracht, während die Mädchen im älteren Gebäude verbleiben. Dieses war zu klein geworden, weil mittlerweile bereits 18 Kinder in der Schülerunterkunft leben. Das neue Gebäude umfasst neben dem Schlafsaal für die Knaben auch einen Aufenthaltsraum für alle Internatsschüler, wo sie lesen und ihre Hausaufgaben machen können.


10.08.08

Als weiteres Mittel zur selbstständigen kontinuierlichen Weiterbildung hatte ich den Lehrern fünf zusätziche Laptops mitgebracht. Die Schule verfügt zwar schon seit 2005 über einen Laptop, der jedoch nur von der Schulleiterin Rita Muolokwu benutzt werden darf. Die Laptops wurden unter den übrigen Lehrern so aufgeteilt, dass jeweils die Klassenlehrer von zwei aufeinander folgenden Klassen zusammen ein Team bilden und sich ein Gerät teilen. Obwohl sie vorher noch niemals mit einem Computer gearbeitet haben, erlernen sie mithilfe eines Programms bereits das Zehnfingersystem und haben auch sonst schnell gelernt, mit den Laptops umzugehen.

Die Lehrer sollen die Laptops in drei Hauptbereichen nutzen. Erstens für ihre persönliche Weiterbildung, von der indirekt auch die Schüler profitieren werden. Zweitens als Mittel, um interessante Lektionen mit korrekten Informationen vorzubereiten. Die Lehrer können auch auf die Laptops zurückgreifen, wenn die Schüler schwierige Fragen stellen, die sie nicht selbst beantworten können. Und drittens als administrative Hilfe, zum Beispiel beim Erstellen von Prüfungen und Übungsblättern oder für Briefe an die Schulbehörden. Ausserdem sollen zu bestimmten Zeiten auch die Schüler mit den Laptops arbeiten können. Das nächste Ziel wäre nun, jedes einzelne Kind mit einem so genannten OLPC- Laptop („One Laptop per Child“) auszustatten. Das Ziel dieses Projektes ist es, preiswerte Laptops auch Schulkindern in ärmeren Ländern zugänglich zu machen. Das Konzept kann meiner Meinung nach ohne gut ausgebildete Lehrer nicht funktionieren, weil die Kinder ohne Anleitung die Möglichkeiten eines Laptops nicht ausschöpfen können. Da die Lehrer der NPS aber bereits selbst mit Computern vertraut sind, könnte ein solches Programm sehr sinnvoll sein. Leider ist es aber nach wie vor so, dass diese Laptops nur an Regierungen verkauft werden.


13.08.09

Ein weiterer Teil des Workshops von Remo war ein Computerkurs, bei dem Remo und ich den Lehrern das Basiswissen zur Bedienung der Laptops beibrachten und die wichtigsten Programme erklärten. Remo hatte verschiedene CD-ROMs mit Englisch-Lernprogrammen mitgebracht und konnte den Lehrern in diesem Kurs deren Anwendung zeigen. Die Laptops selbst sind ebenfalls mit verschiedenen Programmen ausgerüstet. Zum Beispiel mit einem Wörterbuch auf English und Französisch, das auch zwischen den beiden Sprachen übersetzen kann und eine Thesaurus- sowie eine Grammatikzusatzfunktion bietet, oder das Zehnfingersystem-Lernprogramm. Das wichtigste Programm ist aber sicher „Encarta“. Dabei handelt es sich um eine umfassende Enzyklopädie, die zu jedem erdenkbaren Thema Artikel, Bilder und auch Videos enthält.

Obwohl die Laptops vor allem der Weiterbildung der Lehrer dienen, sollen auch die Schüler mit ihnen arbeiten können. Auf allen Laptops gibt es nämlich auch eine Version von „Encarta for Kids“, mit dem man sich beispielsweise ganze Texte vorlesen lassen kann, um die richtige Aussprache zu erlernen. Es enthält auch viele Lernspiele: Dabei müssen zum Beispiel Länder auf einer Weltkarte an die richtige Stelle gezogen oder Tierstimmen den richtigen Tierbildern zugeordnet werden.

Der Einsatz von OLPC- Laptops könnte wegen solcher und ähnlicher Lernprogramme sehr sinnvoll sein und den Unterricht stark bereichern. Ausserdem sind die „XO’s“, wie die kleinen grünen Laptops heissen, auch in der Lage, über weite Entfernungen ein so genanntes „mesh-network“ untereinander herzustellen. Damit könnten die Kinder auch zu Hause miteinander in Verbindung bleiben und sich zum Beispiel bei den Hausaufgaben helfen. Es gibt eine Vielzahl spannender Möglichkeiten, wie sich diese Geräte in den Unterricht einbauen liessen. 


14.08.09

Remo benutzte den Schullaptop regelmässig, um seine Übungsblätter und Prüfungen vorzubereiten. Mit dem schuleigenen Drucker konnten wir so den gesamten Kurs organisieren, ohne dafür nach Zaria reisen zu müssen. Remo musste im Rahmen seines Praktikums auch jeden Tag einen Bericht verfassen, wofür er ebenfalls den Schullaptop verwenden konnte.

Wir denken wegen den Laptops auch über die Installation von Solarzellen nach, was längerfristig kostengünstiger wäre als der Benzingenerator. Ein weiterer Schritt wäre ein schuleigener Internetanschluss, dessen Installation aber sehr schwierig ist. Mit dem Internet hätten die Lehrer Zugang zu Wikipedia und zu tausenden von E-books, ausserdem könnte die Kommunikation mit ihnen sehr vereinfacht werden.


14.08.08

Im Lehrerquartier wurde auch eine Satellitenschüssel installiert, mit der unter anderem CNN, BBC, Al Jazeera International und CCTV empfangen werden können. Wichtiger ist aber, dass sie auch den Empfang von nigerianischen Nachrichtensendern und anderen afrikanischen Sendern zum Beispiel aus Ghana, Kamerun, der Elfenbeinküste, usw. ermöglicht.

Es ist vor allem für die Lehrer sehr wichtig, sich über das aktuelle Weltgeschehen und die politischen und wirtschaftlichen Ereignisse innerhalb Nigerias informieren zu können. Wenn von ihnen erwartet wird, sich ständig weiterzubilden und sich eine gewisse Neugier zu erhalten, müssen solche Informationsquellen vorhanden sein, um das erworbene Wissen in einen Kontext zu stellen und das Interesse an den unterschiedlichsten Themen immer wieder neu zu wecken. Die Lehrer selbst haben schon lange den Wunsch nach einer Satellitenschüssel geäussert, unter anderem auch deshalb, weil sie selbst teilweise aus besser entwickelten Regionen Nigerias stammen und über die Abgeschiedenheit ihres Arbeitsplatzes nicht immer glücklich sind. Standortvorteile wie die Verfügbarkeit von Laptops und Satellitenfernsehen tragen deshalb auch dazu bei, trotz der abgelegenen Lage qualifizierte Arbeitskräfte anstellen zu können.


14.08.08

Man kann argumentieren, dass die Fernsehbilder nur eine Seite der Wirklichkeit zeigen und unrealistische Vorstellungen über das Leben in Europa und Amerika auslösen. Dies kann durchaus sein, ist aber noch lange kein Grund, den Dorfbewohnern und Lehrern die Realität von unterschiedlichen Lebensstandards vorzuenthalten. Früher oder später merkt heute jeder Mensch, dass der Wohlstand auf der Welt nicht gerecht verteilt ist. Statt dies zu leugnen, müssen wir dafür sorgen, dass sich diese unterschiedlichen Standards einander annähern. Alles andere ist zynisch und wird über kurz oder lang zu Problemen führen, die auch die entwickelten Länder empfindlich treffen können.

Es bringt viele Vorteile, wenn die Dorfbewohner die Möglichkeit haben, sich umfassend zu informieren. Wer noch nie von Solarenergie oder neuen Bewässerungstechniken, von neuen Entwicklungen in der Aids- oder Malariaforschung, von Nachhaltigkeit und Umweltschutz oder den dramatischen Auswirkungen des Klimawandels gerade in Nordnigeria gehört hat, macht sich auch keine Gedanken darüber.

Die wirklich grossen Probleme der Menschheit müssen gemeinsam angegangen werden, weil wir alle aufeinander angewiesen sind. Je früher dies endlich anerkannt und politisch entsprechend gehandelt wird, desto besser. So betrachtet macht es einfach keinen Sinn, einzelnen Volksgruppen die Realität der heutigen Welt vorenthalten zu wollen, um sie und ihre „heile Welt“ zu beschützen. Vielmehr müssen alle Menschen gleichberechtigt behandelt und mit einbezogen werden, weil sich die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts nur mit vereinten Kräften bewältigen lassen.


20.08.08

Das sich hier noch im Bau befindliche Schulgebäude ist bereits das fünfte der NPS, womit nun insgesamt elf Klassenzimmer zur Verfügung stehen. Hier werden die Klassen 1a und 1b der Primarschule untergebracht. Parallelklassen waren nötig geworden, weil die Anzahl neu aufzunehmender Kinder jedes Jahr angestiegen war und eine bestimmte Klassengrösse nicht überschritten werden soll. Mit den jetzt gegründeten Doppelklassen werden zwar weiterhin einige Kinder abgewiesen werden müssen, aber die Mehrheit von ihnen, und sicher alle aus der Region, können aufgenommen werden. Neben den beiden Klassenzimmern enthält das neue Gebäude auch ein Krankenzimmer.


10.09.08

Als die Dorfbewohner zum ersten Mal die vollständig beleuchtete Schule sahen, sagten sie „Mun zama birni yanzu!“, dass das Dorf nun zur Stadt geworden sei. Najude ist wie alle anderen Dörfer in der Region nach wie vor nicht an das Stromnetz angeschlossen, und die Menschen benutzen nach Einbruch der Nacht einfache Kerosinlampen. Um alle Glühbirnen und die angeschlossenen Elektrogeräte im Lehrerquartier, in der Schülerunterkunft und in den fünf Schulgebäuden mit ihren Klassenzimmern und Lehrerzimmern versorgen zu können, wurde ein leistungsfähigerer Generator angeschafft. Dank der neuen Beleuchtung können die PTA-meetings (Schulpflegesitzungen) nun auch abends stattfinden, wenn alle Eltern von ihren Feldern zurückgekehrt sind.


11.09.08

Während der allmorgendlichen Versammlung werden jeweils die „local news“ vorgelesen, wie das auf diesem Bild Safiratu Luka aus der 2. Sekundarstufe gerade tut. In den Klassen der Mittel- und Oberstufe bereiten jeweils zwei Schüler als Hausaufgaben die Nachrichten für den nächsten Tag vor. Ausgerüstet mit Papier und Stift befragen sie ihre Eltern und Nachbarn, ihre Schulfreunde aus den Nachbardörfern und auch die Internatsschüler und Lehrer, um Wissenswertes in Erfahrung zu bringen. Die Schüler haben grossen Spass an dieser Journalistenrolle. Unter den Lehrern und Dorfbewohnern hat man sich bereits an die jungen Reporter gewöhnt und gibt bereitwillig Auskunft. Am nächsten Morgen werden die Nachrichten dann ganz im Stile einer Radiosendung vorgelesen. Manchmal gibt es auch Hintergrundinformationen oder Recherchen über ein bestimmtes Thema, zum Beispiel die Geschichte von Unguwar Najude oder die Geschichte der NPS.

Es gibt bereits einige Schüler, die einmal Journalisten werden wollen. Indem sie selbstständig Informationen beschaffen müssen, lernen die Schüler auch, Dinge zu hinterfragen und sich eine unabhängige Meinung zu bilden. 


11.09.08

Das hier zu sehende neue Lehrerhaus bietet Platz für zwei Wohnungen mit je zwei Zimmern, die alle über Steckdosen und Glühbirnen verfügen. Im September 2009 werden wieder zwei neue Lehrer angestellt, für die ein weiteres Lehrerhaus projektiert ist. Zwischen dem neuen Lehrerhaus im Vordergrund und dem älteren dahinter ist eine Öffnung auf den Schulhof hinaus zu erkennen. Diese gehört zum Schulladen, der im folgenden Bild zu sehen ist.


11.09.08

Der neu eröffnete Schulladen befindet sich zwischen zwei Lehrerhäusern und blickt mit seinem Verkaufsfenster direkt auf den Schulhof hinaus. Hier können die Schüler in den Pausen Schulmaterialen wie Bücher, Hefte und Schreibzeug kaufen. Ausserdem dient der Laden nach Schulschluss auch als Dorfladen, wo die Dorfbewohner Zucker, Salz, Seife und alle möglichen Dinge des täglichen Gebrauchs erwerben können, während sie diese früher im weit entfernten Nachbardorf Kuya einkaufen mussten.

Da dies der erste Dorfladen in diesem Gebiet ist, zählen auch die Leute aus den umliegenden Dörfern zu den Kunden. Nicht zuletzt profitieren auch die Lehrer, die hier Prepaid-Karten für ihre Mobiltelefone, Lebensmittel und viele andere Dinge kaufen können. Die Schulleiterin stellt für den Verkauf in den Pausen und nach Unterrichtsende jeweils tageweise einen Oberstufenschüler an. Die Kinder haben grossen Spass an der Arbeit, können in der Schule Gelerntes praktisch anwenden und sich ein kleines Taschengeld dazuverdienen. Dieser Laden ist ein Beispiel dafür, dass mit diesem Projekt eben nicht nur das Bildungsniveau, sondern gleichzeitig viele andere Aspekte des täglichen Lebens im Dorf verbessert werden können. 


11.09.08

Es wird grosser Wert darauf gelegt, dass an der NPS muslimische und christliche Kinder vorurteilslos zusammen aufwachsen können. Zur weiteren Festigung dieser Praxis haben wir die auch in Europa und Amerika bekannten Mediatoren Pastor James Wuye und Imam Muhammad Ashafa vom „Interfaith Mediation Centre“ in Kaduna zu einem Vortrag eingeladen. Ihre gemeinsame Wandlung von hasserfüllter Feindschaft zu Vergebung und gegenseitigem Respekt ist aussergewöhnlich. Sie befinden sich regelmässig auf Reisen, weil sie im Ausland auf mehr Anerkennung für ihre Arbeit und auch auf eine grössere finanzielle Unterstützung zählen können. Sie waren unter anderem schon in Saudi-Arabien, in vielen afrikanischen Ländern, in Amerika, in England und zweimal in der Schweiz, wodurch ich zum ersten Mal von ihnen gehört hatte. Kaduna liegt nur eineinhalb Autostunden von Zaria entfernt, weshalb ich beschloss, die beiden in Begleitung des (christlichen) Lehrers Nuhu Emmanuel und des (muslimischen) Mitarbeiters Abdulkadir Abdullahi dort zu besuchen.

Nach telefonischer Anmeldung trafen wir den Pastor und den Imam im Büro des „Interfaith Mediation Centre“ und erzählten ihnen von unserer Schule. Die beiden waren sofort interessiert und sagten zu, die Najude Pioneer School mit ihren Mitarbeitern zu besuchen. Auf dem Bild sieht man links Pastor James Wuye und neben mir stehend Imam Muhammad Ashafa. Sie haben über die Schule in einem solch abgelegenen Gebiet gestaunt und sich sehr über die gemischtreligiöse Schüler- und Lehrerschaft gefreut. Sie haben versprochen, auch in Zukunft mit uns in Verbindung zu bleiben und der Schule bald wieder einen Besuch abzustatten. Es freut mich persönlich sehr, die beiden als Freunde der Schule gewonnen zu haben. Sie verfügen über viele internationale Kontakte, von denen die NPS in Zukunft vielleicht auch auf die eine oder andere Weise profitieren kann. Ihr gemeinsamer Film „The Imam and the Pastor“, der auch auf CNN und im Schweizer Fernsehen gezeigt wurde, ist neben Englisch unter anderem bereits auf Arabisch und Französisch erschienen.


11.09.08

James und Muhammad wollten zuerst die Lehrer treffen, um sich mit ihnen über deren Arbeit auszutauschen und sie zu ermutigen, weiterhin ihr Bestes zu geben. Diese waren von der Art und Weise, mit der die beiden miteinander umgehen, tief beeindruckt. Sie strahlen auch wirklich eine grosse Ruhe und Weisheit aus und verfügen über eine beeindruckende innere Gelassenheit und ein starkes gegenseitiges Vertrauen.


11.09.08

Später haben ihre Mitarbeiter den Film vorgeführt, der ihre Geschichte erzählt und ihre Arbeit vorstellt. Die zahlreich gekommenen Dorfbewohner, Eltern und Schüler erhielten danach Gelegenheit, Fragen zu stellen. Zum Beispiel wollte jemand wissen, ob ein christlicher Mann eine Muslima heiraten dürfe oder nicht. James und Ashafa haben alle Fragen sachlich, überlegt und humorvoll beantwortet.

Auch der Imam aus dem Nachbardorf Kuya war gekommen, der bereits vier seiner Kinder an die NPS schickt. Er nutzte die Gelegenheit, um mit Imam Ashafa zu beten und sich mit ihm zu unterhalten. Für die Menschen war es eine ganz neue Erfahrung, einen Imam und einen Pastor so miteinander umgehen zu sehen. Die meisten hatten es gar nicht für möglich gehalten, dass sich Vertreter dieser zwei Religionen so nahe stehen und selbstverständlich und offen über die Differenzen, aber auch die Gemeinsamkeiten ihrer Glaubensrichtungen sprechen können. Genau deshalb sind Pastor James Wuye und Imam Muhammad Ashafa ein so wichtiges Vorbild für die Christen und Muslime Nigerias und weltweit.


11.09.08

Die Seitenwand des neuen Gebäudes bildet mit dem gegenüberliegenden Lehrerquartier das Eingangstor zur Schule. Deshalb wurde hier ein von weitem sichtbares Gemälde angebracht, um der Schule ein Gesicht zu geben. Wir haben lange über ein passendes Sujet nachgedacht, aber dann war die Lösung klar. Das Motto unserer Schule lautet „Education: Future of Our Children - Our Children: Future of Mankind“. Und was steht passender für die Zukunft und die Macht des Wissens durch Bildung und Forschung, aber auch für den Willen und den Mut der Menschheit, Grenzen zu überwinden und Unmögliches möglich zu machen, als die Raumfahrt? Der Künstler wurde deshalb damit beauftragt, Raketen, Planeten, Satelliten, Astronauten und Spaceshuttles zu einem grossen Weltallbild zusammenzufügen. Auf diesem Foto sieht man, wie das Bild entsteht: Links unten ist ein Astronaut und im Hintergrund die Erde zu erkennen, über der Satelliten und Spaceshuttles ihre Bahnen ziehen.

Kein Besucher würde in diesem abgelegenen Dorf in der Trockensavanne Nordnigerias ein solches Bild erwarten, und genau deshalb haben wir es ausgewählt. Wir haben den Mut zu hoffen, dass einer der Schüler der Najude Pioneer School als erster afrikanischer Astronaut zum Mars fliegen wird. Warum eigentlich nicht?


11.09.08

Hier sieht man das zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertig gestellte Krankenzimmer. Es kommt vor, dass Schüler plötzlich von Malariaschüben mit starkem Fieber geplagt werden, Bauchschmerzen haben oder sich sonst wie unwohl fühlen. Momentan kümmert sich die Lehrerin Obiageli Okafor um kranke Schüler. In Zukunft soll aber eine Krankenschwester angestellt werden, um kranke Schüler oder Lehrer zu pflegen. Da es im weiten Umkreis keinerlei Spitäler oder sonstige medizinische Einrichtungen gibt, werden sich auch die Dorfbewohner von der Krankenschwester beraten und behandeln lassen können.

Das Anstellen einer Krankenschwester ist die konsequente Weiterführung der Schulphilosophie, da es schon immer zum Projektauftrag gehört hat, Gesundheit und Hygiene der Kinder und Dorfbewohner zu fördern und ihnen auch in medizinischer Hinsicht zu helfen. Zum Beispiel kommt ein- bis zweimal jährlich eine Hebamme an die Schule, um die Dorffrauen über Aids, Familienplanung und die korrekte Ernährung ihrer Babys aufzuklären. Sie wird allfällige Untersuchungen in Zukunft auch in diesem Krankenzimmer durchführen können.

Ich selbst schreibe meine Dissertation im Rahmen des Medizinstudiums zur Problematik intestinaler Helminthen in der Region, welche in Kombination mit Malnutrition zu Entwicklungsverzögerungen der Kinder führen und auch ihre intellektuelle Entwicklung beeinträchtigen können. Meine Doktorväter am Kinderspital Zürich und dem Institut für Parasitologie der Universität Zürich zeigen grosses Interesse und sind auch bereit, eine Laborausrüstung und ein Blutanalysegerät zur Verfügung zu stellen. Das Institut wird eventuell auch einen Teil der Lohnkosten für die Krankenschwester übernehmen, da diese bei der Erhebung der Daten für die Studie mithelfen wird. Die Schüler werden direkt von dieser Arbeit profitieren, da sie im Falle einer Infektion gezielt entwurmt werden und mithilfe der Krankenschwester nachhaltig gegen Reinfektionen vorgegangen werden kann. Die Studie wird in Zusammenarbeit mit der Ahmadu Bello University in Zaria durchgeführt, wo die Proben ausgewertet werden.


11.09.08

Dies ist der auf diesem Bild ebenfalls noch nicht fertig gestellte Aufenthaltsraum im neuen Internatsgebäude, wo die Schüler normalerweise lesen und lernen können. Sie dürfen dort aber jeden Dienstag- und Donnerstagabend unter der Aufsicht eines Lehrers auch fernsehen. 


12.09.08

Diese beiden Mädchen heissen Martha Iliya (links) und Rifkatu Andrawus. Sie gehören zu den fünf Schülerinnen und drei Schülern, die mithilfe von Stipendien in Zaria zur Schule gehen. Sie befinden sich bereits in der dritten Sekundarstufe und gehören in ihren Klassen regelmässig zu den besten Schülern, obwohl die meisten ihrer Mitschüler englischsprachig aufgewachsen sind. Die acht Kinder in Zaria sind für die jüngeren Schüler der NPS grosse Vorbilder. Vor allem die fünf Mädchen sind selbstbewusster geworden und werden mit ihrer Ausbildung noch viel erreichen können. Gerade Rifkatu ist eine der besten Schülerinnen und wird die Möglichkeit haben, nach dem Abschluss der Sekundarschule auch die Universität zu besuchen.


12.09.08

Dieser junge Mann namens Sunday Ibrahim ist ebenfalls einer der acht Schüler in Zaria. Er ist der Älteste und hat in der Gruppe eine Art Vaterrolle übernommen.

Ich habe auch diesen acht Schülern in Zaria einen Laptop mitgebracht. Sie haben sich in Zweiergruppen aufgeteilt, so dass jede Gruppe alle vier Tage zwei bis drei Stunden pro Abend mit dem Laptop arbeiten kann. Auch sie brauchen vor allem „Encarta 2008“ und die Lernprogramme in „Encarta for Kids“. Ausserdem benützen sie das Englisch-Wörterbuch und Microsoft Word, um Hausaufgaben zu machen und vor allem, um eigene Geschichten über ihr Leben in der Stadt zu schreiben, was ihnen am meisten Spass macht. Sie erlernen auch bereits das Zehnfingersystem. All dies ist von grossem Vorteil, wenn sie sich in einigen Jahren um eine Stelle bewerben wollen, denn auch in Nigerias Städten hat die Computerisierung von Wirtschaft und Verwaltung Einzug gehalten.


12.09.08

Wenn die Erstklässler das allererste Mal zur Schule kommen und in eine Uniform gesteckt werden, sind sie durch die neue Umgebung, die vielen unbekannten Gesichter und den völlig ungewohnten Tagesablauf oft sehr verunsichert und ängstlich. Doch schon nach wenigen Tagen haben sich die Kinder an all das gewöhnt und kommen jeden Morgen erwartungsfroh zur Schule.


12.09.08

Für dieses Bild bin ich auf den gleichen Baum geklettert wie jedes Jahr, um die Entwicklung der Schule im Vergleich zum Vorjahr zu dokumentieren. Man sieht hier einen Grossteil der Schulgebäude und rechts einen Teil der Lehrerunterkunft. Vorne links ist das neueste Schulgebäude mit dem Gemälde zu sehen. Hinten rechts soll in Zukunft ein neues Gebäude angefügt werden, das eine Mehrzweckhalle für Schulpflegesitzungen und Theateraufführungen, eine Bibliothek und einen Lagerraum umfassen wird. In der Bibliothek werden unabhängig vom OLPC-Projekt sicher auch einige Computer-Arbeitsplätze eingerichtet, an denen die Kinder nach der Schule arbeiten können.


12.09.08

Die Schülerschaft der Najude Pioneer School umfasst momentan 254 Kinder in neun Klassen, die von elf Lehrern unterrichtet werden. 


12.09.08

Dies sind die Schüler der 2. Sekundarklasse, deren Uniform sich von derjenigen der Unter- und Mittelstufe unterscheidet. Am Ende des nächsten Schuljahres (im Juli 2010) werden sie als erster Jahrgang an der Najude Pioneer School die Grundstufe der Sekundarschule abschliessen.


12.09.08

Das fertig gestellte neue Schulgebäude mit zwei Klassenzimmern und einem Krankenzimmer.


12.09.08

Hier sieht man einen Teil des Lehrerteams, das sich inzwischen aus elf Lehrpersonen aus allen Teilen Nigerias zusammensetzt. Es fehlt unter anderem auch die Schulleiterin Rita Muolokwu, die zu diesem Zeitpunkt einen von der Schule finanzierten Weiterbildungskurs an der Ahmadu Bello University in Zaria absolvierte.

Die Lohnkosten sind gegenüber dem letztjährigen Budget stark gestiegen. Neben den zahlreichen Neuanstellungen liegt das auch daran, dass die Lehrerlöhne aufgrund der Nahrungsmittelkrise, die auch Nigeria stark getroffen hat, um 30% erhöht wurden. 


12.09.08

Hier sieht man die Lehrerin Obiageli Okafor und mich mit einigen Mädchen der Schülerunterkunft. Obiageli kümmert sich um die Kinder wenn sie krank sind oder sonstige Probleme haben, verwaltet das Internatsbudget und steht mit den Eltern in Kontakt. Sie ist für den reibungslosen Betrieb der Schülerunterkunft verantwortlich.