Dezember 2011
 
 
Liebe Spender, Partner und Freunde der Najude Pioneer School
 
 
Seit dem letzten Newsletter sind bereits wieder zwei Jahre vergangen, in denen die Najude Pioneer School weiter gewachsen und gediehen ist. Wir bitten Euch auch dieses Jahr, das Projekt wenn möglich Freunden, Bekannten und Verwandten weiterzuempfehlen, um die Spenderbasis auszuweiten. Ausserdem suchen wir für die Finanzierung der Lehrerlöhne und der restlichen Betriebskosten dringend Spender, die monatliche Daueraufträge von 20.-, 50.- oder 100.- einrichten. Vielen Dank für Eure Unterstützung!
 
 
 
 
Ein Kreis schliesst sich
 
Das Lehrerteam ist seit 2009 weiter angewachsen und umfasst im laufenden Schuljahr 16 Lehrer und sechs weitere Mitarbeiter, die in elf Klassen der Primar- und Sekundarstufe 314 Schüler unterrichten. Ausserdem wird 18 Schülern mittels Stipendien der Besuch von weiterführenden Sekundarschulen in Zaria ermöglicht. Acht von ihnen werden diese so genannte „Senior Secondary School“ im Juli 2012 als allererste Schüler der NPS mit einem „Secondary School Leaving Certificate“ abschliessen, welches landesweit anerkannt ist und das zur Teilnahme an den Aufnahmeprüfungen für Hochschulen berechtigt. Bei diesen acht Schülern handelt es sich um die wahren „Pioniere“ der NPS, die im September 2000 die allererste Klasse gebildet hatten.
 
Zwei von ihnen sollen dann mit Stipendien für den Besuch der Ahmadu Bello University in Zaria unterstützt werden. Den restlichen Schülern soll der Besuch des National College of Education (NCE, entspricht der pädagogischen Hochschule in der Schweiz) ebenfalls in Zaria ermöglicht werden, wo sie eine dreijährige Lehrerausbildung absolvieren werden. Geplant ist, dass einige von ihnen im Sommer 2015 als Lehrer an die NPS zurückkehren werden. Auch bei den nachfolgenden Jahrgängen soll jeweils mindestens einer Schülerin oder einem Schüler die Ausbildung zum Lehrer ermöglicht werden.
 
 
Gewalt nach den Wahlen
 
Die Wochen nach den Präsidentschaftswahlen im April diesen Jahres haben gezeigt, dass in Nigeria nach wie vor grosse Spannungen zwischen den Bevölkerungsgruppen bestehen, die unter anderem auch religiös bedingt sind. Auch in Zaria gab es gewalttätige Zusammenstösse. Viele ursprünglich aus dem Süden des Landes stammenden Christen sind geflohen und kommen nur zögernd zurück.In solchen Zeiten zahlt es sich aus, dass der interreligiösen Verständigung an der NPS in der Vergangenheit ein so hoher Stellenwert beigemessen wurde. Die NPS ist nach wie vor in erster Linie für die benachteiligte Minderheit der christlichen Maguzawa in ihrer direkten Umgebung gedacht, die auch die Mehrheit der Schüler stellen. Daneben stammt aber mittlerweile ein grosser Teil der Schüler auch aus den Bevölkerungsgruppen der muslimischen Haussa und Fulani, wodurch in den letzten Jahren eine gemischtreligiöse Schulgemeinschaft entstanden ist. Auch sind drei der 16 Lehrer Muslime und leben in den umliegenden muslimischen Dörfern. Die Förderung des friedlichen Zusammenlebens der Religionen ist neben der schulischen Ausbildung der Kinder mittlerweile zu einer Kernaufgabe des Projektes geworden.
 
 
Entwurmung der Schüler
 
Im Rahmen einer Studie für meine Doktorarbeit zur Durchseuchung der Schüler der NPS mit Würmern und Protozoen, die 2010 als Zusammenarbeit der Universität Zürich mit der Ahmadu Bello University in Zaria durchgeführt wurde, sind alle Schüler entwurmt worden. Ausserdem wurden die Kinder, ihre Eltern und alle Dorfbewohner von Dr. Alexander Schweiger, einem Mitarbeiter des Instituts für Parasitologie der UZH, der mit mir nach Nigeria gekommen war, über den Lebenszyklus der Würmer und die Infektionswege aufgeklärt. Für die Mitarbeit bei der Studie wurde an der Schule auch eine Krankenschwester angestellt, bei der sich neben den Schülern auch die Dorfbewohner behandeln lassen können.

 
 
Automatischer Pumpbrunnen
 
Zusätzlich zum schon vorhandenen handbetriebenen Pumpbrunnen im Dorf wurde für die Wasserversorgung der Schüler und der Lehrer ein zusätzlicher automatischer Pumpbrunnen auf dem Schulgelände installiert. Diese mit einem Generator betriebene Pumpe der dänischen Marke Grundfos füllt jeden Tag automatisch einen grossen Tank, mit dem die gesamte Schule und die Lehrerunterkünfte sowie das schuleigene Internat rund um die Uhr mit frischem Wasser versorgt werden können. Dies ist eine grosse Erleichterung für Lehrer und Schüler, die das Wasser nun nicht mehr in Handarbeit heraufpumpen müssen.
 
 
Neue Schulgebäude
 
Anfangs August wurde mit dem Bau eines neuen Schulgebäudes begonnen, welches eine Bibliothek, einen Versammlungsraum mit einer Bühne und einen Lagerraum umfassen wird. Dieser Bau wird den Mittelpunkt der Schule bilden und besitzt auch einen repräsentativen Charakter, da im grossen Versammlungsraum zukünftig die Treffen der Schulpflege stattfinden, Besucher empfangen, Schultheater aufgeführt und Vorträge (z.B. zur interreligiösen Verständigung, zu Familienplanung, zu landwirtschaftlichen Themen wie Düngung und Schädlingsbekämpfung) gehalten werden. Für die Finanzierung des Baus, welcher insgesamt 42’000.- kostet, konnten die Leopold Bachmann Stiftung und die Katholische Kirchgemeinde Bülach gewonnen werden. In der Bibliothek sollen Lernterminals mit Laptops und Internetanschluss eingerichtet werden.
 
 
PHZH-Lehrerin und Brieffreundschaften
 
Nach Remo Rüppel 2008 hat mit Nadja Thomann im Sommer 2010 zum ersten Mal eine PH-Studentin ihr einmonatiges Auslands-Praktikum an der NPS absolviert. Während den ersten zwei Wochen hat sie in allen Klassen der Oberstufe selbst unterrichtet, um dann in der restlichen Zeit einen Weiterbildungsworkshop mit den Lehrern durchzuführen, wobei die Lehrer wie schon bei Remo sehr stark von ihrer guten Ausbildung profitieren konnten. Die Pädagogische Hochschule Zürich ist mittlerweile zu einer Art Partnerschule geworden, und wir hoffen, dass auch in Zukunft regelmässig angehende Lehrer ihre Praktika an der NPS absolvieren werden. Längerfristig suchen wir einen erfahrenen, vielleicht pensionierten Lehrer, der bereit wäre, über einen längeren Zeitraum an der NPS zu arbeiten und sich dabei ebenfalls vor allem in der Lehrerweiterbildung zu engagieren.
 
Seit der Rückkehr von Nadja wurden zwischen den Oberstufenschülern der NPS und den Klassen von Nadja und Remo sowie einer weiteren Schweizer Klasse Brieffreundschaften eingerichtet. Seither schreiben sich die Schüler in drei- bis viermonatigen Abständen Briefe, wobei sie ihre Englischkenntnisse erstmals praktisch anwenden können und dieser Austausch für beide Seiten eine sehr wertvolle Horizonterweiterung darstellt.

 
 
Zukunft
 
Seit März 2011 ist die Najude Pioneer School definitiv bei der zuständigen Behörde (Kaduna State Ministry of Education) registriert, nachdem sie seit September 2006 vorläufig registriert war. Damit ist die Schule nun endgültig anerkannt. In Zukunft soll deshalb auch über eine verstärkte Einbindung der nigerianischen Behörden nachgedacht werden. Das grösste Geschenk wäre eine befestigte Strasse ins Dorf und damit einhergehend ein Anschluss an das nigerianische Stromnetz, was die finanziellen Mittel des Fördervereins bei weitem übersteigt und nur mit Hilfe der Bezirksregierung verwirklicht werden kann. Diese Infrastruktur würde der Entwicklung der Schule und der ganzen Region ganz neue Impulse geben.
 
 
Budget und Spenden
 
Im laufenden Schuljahr 2011/12 wurden die Schulgebühren im Sinne der Mitverantwortung und Einbindung der Eltern erhöht: Sie zahlen pro Kind und Trimester neu 1’500 Naira in der Primar- und 1’800 Naira in der Sekundarschule (CHF 8.80, resp 10.60) in die Schulkasse, womit bei 314 Schülern drei mal jährlich CHF 3’000.- zusammenkommen. Damit können erstens die täglich anfallenden Schulausgaben und zweitens fast ein Viertel der Lehrerlöhne gedeckt werden, nämlich 450.- pro Monat.
 
Angestrebt wird nun, die restlichen 1’550.- durch Spenden von Privatpersonen zu finanzieren, im Sinne eines ausgeglichenen Budgets idealerweise durch monatliche Einzahlungen mittels Dauerauftrag. Zurzeit haben vier Spender einen solchen eingerichtet und zahlen zusammen jeden Monat 350.- ein. Wenn sich also 12 oder 24 weitere Spender finden liessen, die das Projekt mit 100.- oder 50.- monatlich unterstützen, könnten die Lehrerlöhne jeden Monat vollständig gedeckt werden. Damit könnte der normale Schulbetrieb auch unabhängig von weiteren Investitionen über Jahre hinaus zuverlässig sichergestellt werden.
 
 
Für Fragen und Anregungen bin ich jederzeit erreichbar. Im Sinne des Festes, das wir in diesen Tagen begehen, hoffe ich sehr auf eine erfolgreiche Spendensammelaktion und bedanke mich im Namen der Schüler und Lehrer der Najude Pioneer School ganz herzlich für Eure Unterstützung. Ich wünsche Euch allen besinnliche und schöne Weihnachten mit Euren Liebsten!
 
 
Mit herzlichen Grüssen
Andreas Frey, Präsident von „Friends of Najude Pioneer School”